Was ich glaube und welche Umstände ausschlaggebend waren für das Djikala-Projekt:
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•Kinder gehören in die Schule und nicht auf das Feld zum Wasser schleppen.
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•Unternehmer sind motivierter als Almosenempfänger. (Dafür habe ich Beispiele von anderen Projekten)
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•Tradition und Moderne lassen sich verbinden.
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•In Mali wird praktisch alles mit Eselkarren transportiert.
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•Esel und Eselkarren sind sehr robust und an das Gelände angepasst.
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•Wenn zur guten Erde und Sonnenschein noch Wasser kommt wächst praktisch alles.
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•Der Niger fliest praktisch ungenutzt durchs Land und führt das ganze Jahr genügend Wasser.
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•Ich habe relativ günstig einige Photovoltaik-Panels bekommen
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•In Mali scheint die Sonne den ganzen Tag das ganze Jahr
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•Ich habe Freunde in Segou mit einer Werkstatt.
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•und nicht zuletzt: ich hatte Lust auf eine Reise nach Mali.
Der Niger fasziniert mich seit ich ihn zum ersten mal gesehen habe. Noch mehr faszinierte mich die Tatsache, dass sein Wasser kaum genützt durch das riesige Land fliest. Wer mit dem Flugzeug über den Niger fliegt kann es sehen. Wenn überhaupt, dann ist nur ein ganz schmaler Streifen links und rechts des Nigers bepflanzt. Soweit die Kinder eben das Wasser schleppen können. Irgendwie lag es da nahe, dass wir die Photovoltaik-Panels, eine Pumpe, Solar-Batterien, Spannungswandler etc. auf das Dach unseres HIACE laden und uns auf den Weg nach Mali an den Niger machten. Freunde von uns wollten auch gerade nach Mali fahren. Das war ganz praktisch, so konnten wir den Transport teilen. In Segou kauften wir noch einen Eselkarren und in der Werkstatt unseres Freundes Alli konnten wir unser kleines Solarkraftwerk auf den Eselkarren montieren. Zwei Mitarbeiter von Alli, Benke und Adama gingen uns dabei zu Hand. Was es heißt bei nahe 40°C, zehn Tage lang körperlich schwer zu arbeiten, haben wir hier gelernt. Braucht man wirklich nicht immer. Dann die grosse Enttäuschung. Für die Verkabelung hatte ich die falschen Klemmen dabei. Die alternative löten, scheiterte an einem Lötkolben. Beides war in Mali nicht zu beschaffen. Am 15.März haben wir das Projekt Djikal unterbrochen und sind mit unserem Toyota wieder Richtung Heimat gefahren. Am 11.Juni war ich mit dem fehlenden Teil wieder in Segou. Dieses mal alleine und mit dem Flieger. Die Regenzeit stand kurz bevor und zu der Hitze hat sich jetzt auch noch die Feuchtigkeit gesellt. Selten in meinem Leben habe ich so geschwitzt. Ich war heil froh, dass ich nur noch ein paar Kleinigkeiten zu arbeiten hatte. Trotzdem hatte es sich hin gezogen. Mehr als 3-4 Stunden konnte ich bei dieser feuchten Hitze einfach nicht arbeiten. Aber am vierten Tag konnte ich Djikala (Wasser marsch) rufen und am nächsten Morgen übergebe ich meinen „gelben Strom“ an Adama, dem neuen Kraftwerksbetreiber. Adama haben wir ausgewählt weil er ein wenig technisches Verständnis hat. Er bewacht nachts den Flieger von Alli und er hat den Flieger auch schon mal gehalten wenn Alli daran geschraubt hat. Ansonsten wohnt Adama mit seiner Familie in einem Dorf aus Lehmhütten gänzlich ohne Technik, auch ohne Strom, bisher. Als ich mit Adama und seinen beiden ältesten Söhnen mit dem „gelben Kraftwerk“ an den Niger fahre um ihnen zu zeigen wie das ganze funktioniert konnte ich mich vom großen technischen Verständnis von Adama und seinen Söhnen überzeugen. Ich war fasziniert. Alles musste ich nur einmal zeigen. Nach dem dritten Übungsdurchlauf wollte Adama aber das Kraftwerk in seinem Dorf vorführen. Ja, dass war dann auch was, als Adama seinen ältesten Sohn mit dem gelben Wagen eine Ehrenrunde mit verschiedenen Stopps durchs Dorf dirigierte. Bei den Dorfältesten wurde Fridolin abgeschirrt und das Solarkraftwerk unter vielen ooh´s und aah´s entfaltet.
Das Geschäftsmodell:
Adama bekommt das gelbe Kraftwerk nicht geschenkt. Vielmehr bekommt er von mir einen zinslosen Kredit, mit dem er das Kraftwerk kaufen kann und damit ein Geschäft gründet. Meine Idee war dabei, dass Adama für die Gemüsebauern entlang das Wasser aus dem Niger auf ihre Felder pumpt und dafür bezahlt wird. Der Vorteil für die Bauern, sie könnten ihre Anbaufläche vergrößern, mit einen Teil der Mehrernte das Wasser bezahlen und die Kinder könnten, anstatt Wasser zu schleppen, in die Schule gehen.
Dadurch, dass Adama den Kredit zurück bezahlen muss ist er kein Almosenempfänger sondern stolzer Unternehmer.
Vor zwei Tagen habe ich mit Alli telefoniert um zu erfahren wie es bei Adama läuft.
Alli war ganz begeistert. Normalerweise hält er nichts von dem ganzen sozialromantischen Scheiß. Er war davon überzeugt, dass die die Photovoltaik-Panels abbauen und verscherbeln. Alli erzählte mir dass Adama eine kooperative gegründet hat. Einige Flussbauern vergrößern ihre Anbaufläche, einige Bauern, die landeinwärts Hirse in der Regenzeit anbauen, aber sonst nichts zu tun haben, bestellen die neuen Felder und Adama liefert das Wasser. Mit der Überschüssigen Energie pumpt er für die anderen Bauern und bezahlt damit den Kredit zurück.
Ich sage es ja immer: Unternehmer sind einfach motiviert.
Siehe auch: Die Gärten von Segou